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hat am 30.06.2004 geschrieben:

Wagenbau schlägt Brücken zur Geschichte

Die Vorbereitungen zur 1250-Jahr-Feier in Urmitz sind in die ganz heiße Phase gekommen.

URMITZ. Ganz Urmitz ist im Jubiläumsfieber. Von langer Hand vorbereitet, stehen die Festlichkeiten zur 1250-Jahr-Feier am zweiten Juli-Wochenende schon fast vor der Tür. Der Countdown läuft, und das ganze Dorf steckt bis zum Hals in den Vorbereitungen für den historischen Festzug, zu dem am Sonntag, 11. Juli, zahlreiche Besucher aus nah und fern erwartet werden.

Auch bei der Karnevalsgesellschaft Grün-Weiß laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Die Karnevalisten bauen extra für den Festzug die alte Urmitzer Rheinbrücke nach. Holzkohlengrill und Würstchenduft vor der KG-Rundhalle im Urmitzer Industriegebiet täuschen geruhsame Wochenendstimmung nur vor. In Wirklichkeit geht es dort seit Wochen an jedem Samstag gehörig zur Sache. Es wird gewerkelt, gesägt, geschweißt und gemalt. "Wir bauen die alte Kronprinzenbrücke nach", erklärt Uwe Schleich, Vorsitzender der Urmitzer Karnevalsgesellschaft. Die Idee dazu wurde im Elferrat geboren, als er im Frühjahr Pläne für den Jubiläumsfestzug schmiedete. Dass die KG mit einem Festwagen an diesem Umzug teilnehmen würde, war von Anfang an keine Frage, nur das Motiv stand noch nicht fest. "Zur 1250-Jahr-Feier sollte es etwas Historisches sein", erinnert sich Uwe Schleich an die Planungsphase, als auf einem Stück Pappkarton die ersten Zeichnungen von der Kronprinz-Wilhelm-Brücke entstanden.

Genau am 7. Mai machten sich die erfahrenen Wagenbauer der Karnevalsgesellschaft gemeinsam ans Werk. 74 Meter U-Profile aus Eisen sind inzwischen verbaut. "So viel haben wir noch nie geschweißt", erklärt Uwe Schleich. Dazu kommen rund 2000 Styropor-Klötze und einige Spanplatten. Ein Riesenaufwand für einen außergewöhnlichen Festwagen, die Arbeitszeit noch gar nicht mitgerechnet. "500 bis 700 Stunden kann man rechnen", meint Uwe Schleich.

Was die rund 15 KG-Mitglieder inzwischen geschaffen haben, kann sich sehen lassen. Schon deutlich zu erkennen ist der eiserne Rundbogen der Brücke mit seinen Verstrebungen. Die Brückenpfeiler aus Styroporziegeln sind noch in Arbeit. Die Ausmaße sind beträchtlich. Der Wagen wird rund 6,80 Meter lang sein und eine Gesamthöhe von 4,80 Metern haben. Bis zum 11. Juli wollen die Wagenbauer ihrer Brücke noch den letzten Feinschliff verpassen, damit sich das Prunkstück beim historischen Umzug durch den Ort von seiner besten Seite zeigt.
Nach der 1250-Jahr-Feier gehört das fahrbare Brückenmodell noch lange nicht zum alten Eisen. Uwe Schleich: "Das wird beim Karneval 2005 unser Zugführerwagen."

Das Modell weckt die Erinnerung an die alte Eisenbahnbrücke, die nach zweijähriger Bauzeit 1918 für den Bahnverkehr zwischen Koblenz und Neuwied freigegeben und zu Ehren des ältesten Sohnes von Kaiser Wilhelm II. "Kronprinz-Wilhelm-Brücke" genannt wurde. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie gesprengt. Später wurde sie wieder aufgebaut und war seit dem 23. Mai 1954 in Betrieb. Nach einem Brand und einer längeren Sperrung wurde die Brücke zweigleisig ausgebaut und 1962 wieder dem Verkehr übergeben. (ulf)

30. Juni 2004 22:30 © RZ-Online GmbH