Karneval - Lexikon |
Dieses "Lexikon" erklärt anhand von Beispielen und geschichtlichen Hintergründen Begrifflichkeiten aus der Welt des Karnevals.
Adjutanten
So heißen die drei Begleiter des Dreigestirns. Sie kümmern sich um die Garderobe, helfen den Tollitäten beim an- und auskleiden, helfen und unterstützten sie. Der Adjutant des Prinzen kommt aus der Prinzengarde, die von Bauer und Jungfrau aus der Ehrengarde.
ALAAF
Kölscher Schlachtruf, der in der fünften Jahreszeit auf allen Straßen und in allen Kneipen zu hören ist und nicht mit dem Mainzer und Düsseldorfer "Helau" verwechselt werden darf. Erstmals im 16. Jahrhundert durch den Fürsten Metternich in einer Bittschrift verwendet
(Cöllen al aff = Köln über alles). Im Karneval 1733 als Lob- und Trinkspruch nachgewiesen:
"Köllen Alaaf" wird übersetzt mit "Köln allein" - die alte Stadt vorne an! Da einmaliges Rufen nicht reicht, wird Köln gleich dreimal "hochgerufen!" Übrigens: Bis vor etwa 20 Jahren hieß es immer:
"Köllen alaaf!". Das "n" wurde hernach einfach weggelassen!
Aschermittwoch
Dann ist bekanntlich alles vorbei. Außerdem beginnt an diesem Tag traditionell mit einem Fischessen die Fastenzeit.
Bauer (im Dreigestirn)
"Seine Deftigkeit" stellt Köln als Mitglied der Reichsbauernschaft dar. Auf seinem Hut trägt er - zumindest laut Tradition - 125 Pfauenfedern, die die Unsterblichkeit der freien Stadt Köln symbolisieren. Sein Insignum ist der Stadtschlüssel. Zu seinem Ornat gehört der Dreschflegel, den er nach Ende der Session behalten darf.
Bütt
Die "Waschbütt" (der Waschzuber) diente immer dazu, schmutzige Wäsche zu waschen. Im Karneval diente die Bütt, zumeist in Form eines Fasses, dem Redner als "Stellplatz", aus dem er "schmutzige Wäsche waschen" und dem Publikum die Leviten lesen konnte. Nach und nach ist die Bütt verschwunden, aus den Typenrednern sind mehr und mehr "Erzähler" geworden.
Bützje
Unverfängliches Küsschen zur Karnevalszeit.
Doof Noss
Als er vor 40 Jahren "in die Bütt" stieg, begeisterte Hans Hachenberg als "Doof Noss" das närrische Publikum auf Anhieb. "Ärm Mamm!" - mit dieser kurzen Redewendung ließ er den Zuhörer am heiteren "Familiengeschehen" teilnehmen. "Doof Noss" - der Name ist, wie so vieles im Kölschen, doppelsinnig zu deuten: "Dumme Nuß", also der "dumme August" und "Taube Nuß", also das Gegenteil von Sexprotz!
Dreigestirn
Oberstes Narren-Trio. Wird angeführt von "Seiner Tollität", dem Prinzen, der das Heer der Jecken regiert. Ihm zur Seite steht "Seine Deftigkeit", der Bauer, der als Stadtbewahrer gilt. Ebenso "Ihre Lieblichkeit", die Jungfrau - auch in diesem Kostüm steckt ein Herr. Die Drei werden vom Festkomitee bestimmt.
ELF - die ELF im ELFERRAT
Von den ihrer Rechte beraubten Bürgern wurde die Elf im Geiste der Französischen Revolution als Zahl interpretiert, die die Gleichheit aller Menschen versinnbildlicht, sozusagen eins neben eins.
ELF lässt sich aus den Anfangsbuchstaben der Losung der Französischen Revolution „Liberté, Egalité, Fraternité“ - „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ bilden:
- E steht für Egalité (Gleichheit)
- L für Liberté (Freiheit)
- F für Fraternité (Brüderlichkeit)
Diese Abkürzung soll zunächst von den französischen Revolutionären und schließlich von Napoleon als Logo vielfältig verwendet worden sein. Tatsächlich wurde das Motto erst zu Beginn der Dritten Republik 1871 als Devise eingeführt und im Nachhinein zur Hauptmaxime der Revolution erklärt.
Im Verlauf der Revolution war diese nur eine von vielen Dreierformeln wie „Heil, Kraft, Einheit“ und „Kraft, Gleichheit, Gerechtigkeit“, die man in den historischen Dokumenten aus dieser Zeit keinesfalls häufiger findet als die letztgenannten.
Der Elferrat verstand sich in den Ursprüngen also als ein Rat im bürgerlich-demokratischen Geiste, versteckt unter der Narrenkappe.
Obwohl man auf Prunksitzungen 11 Mitglieder des Elferrats auf der Bühne sehen kann, besteht dieser meist aus einer größeren Anzahl.
Fasteleer oder Fastelovend
Karneval auf Kölsch. Das Wort kommt von "Vastavend" (Fastabend). Damit war ursprünglich die Nacht vor dem Beginn der Fastenzeit gemeint, die am Aschermittwoch beginnt. Die Jecken haben diese Nacht etwas ausgedehnt...
Festkomitee
Das ist quasi die Dachorganisation des organisierten Karnevals. Es organisiert die Karnevalsveranstaltungen und entscheidet über das Dreigestirn. An seiner Spitze steht der Präsident. Mit der Reform von 1823 - und der Entstehung des Festkomitees - wurde der Karneval in organisierte Bahnen gelenkt.
Funken
Die Kölner Stadtsoldaten, wegen ihrer roten Uniform auch "Funken" genannt, zerstreuten sich nach dem Einmarsch der Franzosen 1794 in alle Winde. Als 1823 die "Wiedergeburt" des Kölner Karnevals stattfand, erinnerte man sich auf der "Suche nach den goldenen Zeiten" auch der Roten Funken, des "Jeckenbähnchens" und der "Hillige Knäächte un Mägde". Sie alle marschierten im ersten Rosenmontagszug mit - und das tun sie noch heute.
Funkenbiwak
Traditionelles Zeltlager der Roten Funken auf dem Neumarkt am Karnevalssamstag seit 1973. Mit Bühnenprogramm, den Musikzügen der Traditionsgesellschaften und dem Dreigestirn. Ab 11 Uhr trifft man sich im Kostüm oder in Zivil zu Kölsch und Erbsensuppe.
Fischessen
Am Aschermittwoch trifft man sich abends zum Fischessen. Die Gesellschaften veranstalten das im größeren Rahmen, viele Kneipen bieten an diesem Tag auch Fischessen für nichtorganisierte Jecken an.
Geisterzug
Eine der ältesten Traditionen, die nach dem zweiten Weltkrieg zunächst starb und erst zum Golfkrieg wieder belebt wurde. Jedes Jahr am Karnevalssamstag in einem anderen Stadtteil folgen Geister, Trommler und Sambagruppen dem "Ähzebär". Inzwischen ist der Jeisterzoch der zweitgrößte Zug in Köln. Obwohl er der preiswerteste ist, ist er wegen Geldnot immer kurz vor dem Aus.
Gesellschaften
Zusammenschluss hauptsächlich von Männern, die organisierten Karneval betreiben. Es gibt unterschiedliche Arten: Traditionsgemeinschaften, Korpsgesellschaften, Komiteegesellschaften, Veedelsvereine. Die Gesellschaften veranstalten regelmäßig Sitzungen, die Mitglieder tragen je nach Anlass Uniform (bei Korpsgesellschaften), Litewka und/ oder Mütze. Die Gesellschaften sind auch außerhalb des Karnevals aktiv, organisieren das ganze Jahr über Veranstaltungen, Ausflüge etc. für Mitgliederfamilien. Alle arbeiten ehrenamtlich.
Großer Rat
Das gleiche, wie der Senat, nur mit anderem Namen. Die Mitglieder heißen Ratsherren.
Gruß
Beim charakteristischen närrischen Gruß spielt die Narrenkappe eine wichtige Rolle. Dabei wird die rechte Hand an den linken Kappenrand geführt.
Herrensitzung
Die Urform der Sitzungen. Hier sind nur Herren zugelassen. Die Herren tragen Anzug oder Litewka und Mütze. Gegenstück ist die Mädchensitzung.
Hofburg
Meist Anfang Januar zieht das Dreigestirn in die Hofburg ein. Seit 1971 ist das das heutige Dorint Kongress Hotel. Kostenlos werden den Narrenfürsten mehrere Zimmer zur Verfügung gestellt, in der das Dreigestirn, der Prinzenführer, die Adjutanten und der Equipeführer wohnen. Zutritt haben nur die Bewohner und die Frauen des Dreigestirns.
Hustensaft
Beliebtes Getränk im Karneval: Asbach-Cola.
Imi
Der "imitierte" (zugereiste) Kölner hat zuallererst die kölsche Sprachprobe zu bestehen: Blootwoosch! Jupp Schlösser und Gerhard Jussenhoven haben dem "Imi" ein literarisches (Lieder-) Denkmal gesetzt. In Köln schnell heimisch geworden, paßt er sich kölscher Lebensart an. Viele "Imis" engagieren sich später mehr für ihre Wahlheimat Köln als mancher "Eingeborene".
Insignien
Die Zeichen der Macht der Narrenherrscher. Bei der Prinzenproklamation werden sie dem Dreigestirn übergeben, müssen nach der Session wieder abgegeben werden. Der Prinz bekommt die Pritsche (geht auf die Fruchtbarkeitsrute der Germanen zurück), mit der er über das Narrenvolk regiert. Der Bauer trägt die Schlüssel zur Stadt. Sie erinnern an die Schlacht von Worringen, als die Bauern den freien Bürgern gegen den Kardinal halfen, zum Dank die Stadtschlüssel bekamen. Die Jungfrau bekam als letztes ein Insignum: den Spiegel. Ein altes Stück aus dem Stadtmuseum, in dem "ihre Lieblichkeit" ihre Schönheit betrachten kann.
Iss et wohr?
Erstaunte Nachfrage eines Rheinländers beim närrischen "Verzällche".
Jeck
Karneval liegt ihm im Blut, das Feiern, Schunkeln und Singen ist seine Welt. Ansonsten gilt: "Jede Jeck iss anders".
Jungfrau
Symbolisiert die freie, unabhängige, keiner fremden Macht unterworfene Stadt Köln. Die Mauerkrone auf ihrem Kopf steht für die Unbesiegbarkeit der Stadt. Mit zwei Ausnahmen unter den Nazis wird die Jungfrau von Männern dargestellt (1938 Paula Zapf und 1939 Else Horion). Ihr Insignum ist der Spiegel.
Kamelle
Süßigkeiten, die im Zug geworfen werden. Früher wars das klassische Karamellbonbon. Inzwischen fliegt alles - vom Kaubonbon bis zur Pralinenschachtel.
Karnevalslieder
Was wäre Fastnacht und Karneval ohne Musik und Gesang! Auf allen Fastnachtssitzungen und Karnevalsumzügen ertönen bekannte Melodien. Viele Karnevalslieder sind zu regelrechten Ohrwürmern geworden. Wer kennt nicht solche Karnevalsschlager wie, "Am Rosenmontag bin ich geboren", "Einmal am Rhein", "So ein Tag, so wunderschön wie heute" oder auch aktuellere Titel wie "Echte Fründe", "Die Karawane zieht weiter" und viele mehr. Als populäre musikalische Repräsentanten kölnischer Karnevalslieder sind unter anderen die Gruppen
"Bläck Föss" und "De Höhner" zu nennen. Als Vorreiter dieser aktuellen Musikgruppen und Bands gelten in Köln die "Vier Botze". Sie zogen bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts mit ihren Musikinstrumenten und mehrstimmigem Gesang durch die Straßen. Ihren Aufstieg verdankten sie der Schallplattenindustrie und dem Rundfunk. Den Höhepunkt ihrer Popularität erreichten sie nach dem Zweiten Weltkrieg. Der bekannteste Liederdichter und Liedersänger des kölnischen Karnevals vor dem Zweiten Weltkrieg war Willi Ostermann.
Karnevalist
Der auftretende Künstler, nicht der feiernde Jeck. Früher kamen sie aus den eigenen Reihen der Gesellschaften und bekamen für ihren Auftritt nur einen Orden. Im Laufe der Zeit veranstalteten immer mehr Vereine und Gesellschaften aus Kirche oder Sport Sitzungen, dass immer mehr bezahlte Redner in den Vordergrund traten.
Klüngel
Der kölsche Klüngel ist berühmt berüchtigt. Das Wort kommt ursprünglich von Knäuel. Konrad Adenauer erklärte den Klüngel so: "Man kennt sich und man hilft sich."
Kölsch un Köbes
Kölsch ist alles: Sprache, Gemöt un Geblöt und vor allem ein herrliches obergäriges Getränk. Nichtkölner bezeichnen es als herbes, aus Stangen getrunkenes Gesöff, dem man erst nach einiger Zeit Geschmack abgewinnen kann. Aber dann....!! Der Köbes, hin und wieder noch in kölschen Brauhäusern anzutreffen, ist eine "Versorgungseinrichtung" ganz besonderer Art. Gastfreundlichkeit nimmt er sehr wörtlich - der Gast hat ihn immer zu hofieren und ihm gegenüber aufmerksam und freundlich zu sein. Dafür bekommt er dann auch das "Kölsch" als Nachschub. Wird ein anderes Getränk bestellt, erntet der Gast mitunter nicht nur ablehnendes Kopfschütteln, sondern er hat nach einiger Zeit das komische Gefühl, gar nicht anwesend zu sein. Der Köbes übersieht ihn einfach!
Komiteegesellschaft
Mitglieder dieser Gesellschaften tragen keine Uniform, sondern nur Litewka.
Korpsgesellschaften
Mitglieder dieser Gesellschaften treten in Uniformen auf. Sie gehen oft auf historische Uniformen zurück. Meist sind Tanzkorps, Reiterkorps und ein Musikzug angeschlossen.
Korpsapell
Halten alle Korpsgesellschaften Anfang Januar ab: Ein deftiges Essen, bei dem man sich zum ersten Mal in voller Montur vorstellt. Hier wird befördert, neue Mitglieder werden vereidigt. Ehrengäste dürfen eingeladen werden, Fremde haben keinen Zutritt.
Kostümball/Maskenball
Hier ist ein Kostüm Pflicht, mindesten Hütchen oder Pappnase. Anrecht auf einen Sitzplatz hat keiner, Programm gibts auch keines oder nur wenig. Dafür spielen auf Bällen meist in mehreren Räumen Bands. Die Stimmung ist locker.
Lappenclown
Das häufigste Clownskostüm in Köln. Hunderte von bunten Stofffetzchen werden an Jacke und Hose genäht. Macht nicht wirklich schlank, hält aber beim Straßenkarneval schön warm!
Lecker Määdsche
Närrische Bezeichnung für junge, hübsche Närrinnen.
Literat
Ein anstrengender Job: Er ist für die Zusammenstellung und den reibungslosen Ablauf des Sitzungsprogramms verantwortlich.
Litewka
Jackett oder Smokingjacke in den Farben der Gesellschaft, eine Alternative zu normaler Straßenkleidung oder der Uniform bei Korpsgesellschaften. Wie bei den Mützen kann man hieran den Träger anhand der Farbkombination seiner Gesellschaft zuordnen.
Litschrede
Wenn die Kölner Narren mit der Darbietung eines ihrer Karnevalisten nicht zufrieden waren, ließen sie ihn "litschen" (litschen=ausrutschen, schlittern). Das wiederum brachte einige Redner dazu, es bewußt auf Spott- und Schmährufe und Unmutsbezeigungen des Publikums anzulegen. Wenn das Pfeifkonzert des Publikums den Höhepunkt erreichte, wurde der Redner von der Bühne gezerrt.
Mädchensitzung
Die "Mädchersitzung" hat, wie sollte es auch anders sein, einen "Vater": Herbert Limbach, Präsident der "Greesberger", hatte direkt nach dem Krieg die Idee zum "kölschen Hausfrauen-Nachmittag" in der Karnevalszeit. Aus den "Hausfrauen" wurden sprachlich die "kölschen Mädcher". Geblieben ist der "Spaß an der Freud" und das von Männern nur scheinbar unbeobachtete Vergnügen. Im Elferrat sind sie geduldet...(oder sogar erwünscht??)
Mariechen
Junge Frau, die bei Umzügen oder Sitzungen in knapper Uniform tanzt, waren früher Männer in Frauenkleidern.
Nachsitzung
Sitzungen enden nicht mit dem Programm. Danach gibts meist noch ein oder mehrere Kölsch an der Theke im Foyer, eine Band spielt zum Tanz.
Nubbel
Der "Nubbel", auch "Zacheies" genannt, muß nach Karneval für all die Sünden herhalten, die in der närrischen Zeit begangen wurden. Unter Beschimpfungen, unter Wehklagen, unter dumpfen und fröhlichen Gesängen wird er verbrannt. Und das auch noch in aller Öffentlichkeit unter tausendfacher Beteiligung heiter gestimmter Trauergäste! Tommy Engel (damals noch bei und mit den Bläck Fööss) ist das Paradebeispiel für den tragisch-komischen Abgesang an die Sünden der Freude!
Orden
Werden als Anerkennung für besondere Dienste verliehen. Gesellschaftsmitgliedern beispielsweise für die ehrenamtliche Unterstützung während des Jahres. Auftretenden Künstlern oder hochgestellten Persönlichkeiten für ihr Erscheinen. Das Tragen des Ordens ist nicht an eine Gesellschaft gebunden, man kann ihn die ganze Session hindurch tragen. Am Eingang zu Sitzungen gibt es inzwischen oft Orden zu kaufen. Viele Gesellschaften haben auch Damenorden, die kleiner, mit Strass geschmückt an einer Kette statt an einem Band hängen. Ursprünglich waren die Orden eine Persiflage auf die staatlichen und militärischen Orden. Heute sind sie begehrte Sammelobjekte.
Ornat
Das "Kostüm" von Prinz, Bauer und Jungfrau. Sie sind dem Gewand des Kaisers in der burgundischen Mode aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts nachempfunden.
Ostermann
Der bekannteste Liederdichter und Liedersänger des kölnischen Karnevals vor dem Zweiten Weltkrieg war Willi Ostermann. Seine Schöpfungen sind durch die Ostermann-Sammlung erhalten. Geboren wurde Willi Ostermann 1876 in Köln-Mülheim. 1936 verstarb er kurz vor der Vollendung seines 60. Lebensjahres. Mit dem Lied
"Däm Schmitz sing Frau eß durchgebrannt" schaffte er 1907/1908 den Durchbruch auf der Karnevalsbühne.
Prinz
Der Narrenherrscher während der Session. Seine Begleiter sind Bauer und Jungfrau. Nach dem Krieg 1870/71 wurde aus dem bisherigen Helden Carneval der Prinz Karneval. Die Pfauenfeder auf dem Hut des Narrenfürsten ist Zeichen der Unsterblichkeit. Sein Insignum ist die Pritsche, außerdem bekommt er die Bälle, silberne Kugeln, die er nach der Session behalten darf.
Prinz, Bauer, Jungfrau
Das Kölner Dreigestirn, auch Trifolium genannt. Die Jungfrau als "beschützende Mutter Colonia" wird immer von einem Mann dargestellt. Der Bauer, Symbol der "Wehrhaftigkeit der alten Reichsstadt Köln", schwingt wie eh und je seinen Dreschflegel und der Prinz ist nicht nur der strahlende Held Karneval, sondern auch Synonym für kölsche Fastelovend, für Bützcher un Kamelle.
Prinzenspange
Kleiner Orden zum Anstecken und etwas ganz Besonderes: Die Prinzenspange wird nicht nur vom Dreigestirn kreiert und bezahlt, die Tollitäten vergeben sie persönlich an ausgewählte Personen. Entsprechend begehrt ist sie.
Prunksitzung
Findet in einem prunkvollen Rahmen statt. Die Gäste zu diesen Sitzungen kommen in Abendgarderobe.
Präsident
Ist Vorsitzender der Gesellschaft und derjenige, der eine Sitzung leitet. Man erkennt ihn an den drei Federn an der Mütze, die mit den meisten "Brillianten" verziert ist und zusätzlich ein "C" aufweist, das einen Halbmond darstellt. Dazu trägt er die Präsidentenkette.
Prinzenführer
Kümmert sich um den Terminplan des Prinzen und ist in seinem Gefolge der erste Mann. Er ist Mitglied in der Prinzengarde.
Prinzenproklamation
Anfang Januar traditionell im Gürzenich. Dann hält der Prinz die erste große Ansprache an "sein" Narrenvolk. Das Dreigestirn - erstmals im Ornat - wird vom Oberbürgermeister inthronisiert und erhalten die Insignien. Zunächst jedoch zieht noch einmal das alte Dreigestirn der vergangenen Session unter großem Jubel in den Saal und auf die Bühne ein - in Frack und (früher) blauem Zylinder.
Quetschebüggel
Ziehharmonika oder Bandonium. Neben der "decke Trumm" beliebtetes Instrument für den "Fastelovend op de Stroß" als "Klavier des kleinen Mannes". Wo jemand mit dem
"Quetschenbüggel" auftaucht, zieht er einen Schwarm von Fastelovends-Jecken hinterher und nicht selten endet die "Festelovends-Pruzession" in einer urigen Kneipe. Wenn dann der
"Quetschenbüggel klemmt", kann nur eine "Runde" ihn wieder in Bewegung setzen.
Rakete
Beifall des Publikums auf einer Sitzung, erfolgt aber nicht spontan, sondern auf Kommando des Sitzungsleiters.
Rathausstürmung
Jährlicher Sturm der Narren auf das Rathaus. Die Übergabe des Rathausschlüssels an die Narren symbolisiert, daß die gewohnte Ordnung während der 5. Jahreszeit außer Kraft gesetzt ist.
Revue
In den zwanziger und dreißiger Jahren waren die "kölschen Revuen" im "Groß Köln" (heute Sartory) die Attraktion im karnevalistisch gestimmten Köln. Zwischen Neujahr und Aschermittwoch füllte Grete Fluss, seinerzeit der unbestrittene Star auf allen Bühnen, das "Groß Köln" zweimal täglich bis auf den letzten Platz. Hans Jonen, Gerhard Ebeler, Hans Otten, Engelbert Sassen und auch Willi Ostermann texteten und schrieben immeer neue Hits. "Och wat wor dat fröher schön doch en Colonia", "Kölsche Mädcher, kölsche Junge sin dem Herrgott got gelunge", "Du kannst nicht treu sein", "Wir gehen nicht eher in die Falle bis unser Geld ist alle" und viele andere Lieder haben sich "verselbständigt" und werden heute noch gesungen. Nach dem Krieg waren es insbesondere Gerhard Jussenhoven und Hans Jonen, die die kölschen Revuen wieder aufleben ließen. "Aat bliev Aat", "Vun Neujohr bes Äschermettwoch" u.v.a. Nach dem Rücktritt von Grete Fluss 1955 begann im Kaiserhof die Revue-Karriere der Trude Herr. Mehr als ein Jahrzehnt verging, ehe Walter Bockmeyer wieder kölsche Revuen auf die Bretter brachte. Gigi Herr ist sein derzeitiger Star an der Stelle, im Kaiserhof, wo schon ihre Tante Trude Triumphe gefeiert hatte.
Rosenmontag
Im Jahr 1823 wählte das Festkomitee den Fastnachtsmontag als den Tag für den Zug. Bis dahin war der Montag der ruhigste aller Karnevalstage. Inzwischen herrscht am Rosenmontag im ganzen Rheinland Ausnahmezustand - die Kneipen sind überfüllt, ausländische Besucher stehen verblüfft vor geschlossenen Museen, Büros und Geschäften. Durch die Innenstadt geht der Rosenmontagszug, Fortbewegung ist nur noch zu Fuß oder auf Karnevalswagen möglich.
Rosenmontagszug
Großer Umzug der Karnevalisten und der Höhepunkt z.B. des Kölner Karnevals. Punkt 11.11 Uhr startet er. Knapp 100 Gruppen und Vereine, über 10 000 Jecke ziehen durch die Innenstadt. Dazu kommen knapp 600 Pferde, über 100 Musikkapellen, über 100 Bagagewagen und Traktoren, fast hundert Festwagen und Kutschen. Zuglänge: 6,5 Kilometer. Der Zoch endet gegen 18 Uhr. Im Gepäck haben die Narren 140 Tonnen Kamelle, darunter über 700000 Tafeln Schokolade, über 220000 Schachteln Pralinen, über 300000 Strüßjer.
Sitzungen
Bieten Programm mit Büttenrednern, Musikgruppen, Tanzgruppen und Traditionskorps. Höhepunkt jeder Sitzung: der Besuch des Dreigestirns. Unterschieden wird zwischen Prunk- und Kostümsitzung. Meist wird im Saal nur Wein und Wasser serviert - im Foyer auch Kölsch. Karten sollte man früh besorgen - fast alle Sitzungen sind fix ausverkauft. Der Karte kann man entnehmen, ob Abendgarderobe, Straßenanzug oder Kostüm erwünscht sind.
Strüßjer
Kleine Blumensträuße, die neben den Kamelle von den Wagen im Zoch fliegen
Schull- und Veedelszöch
Ist der ursprüngliche Straßenkarneval. Schulgruppen und Veedelsvereine ziehen in jedem Jahr am Sonntag durch die Innenstadt, und oft ein zweites Mal am Dienstagszug. Im Schullzoch steht der Preisträger vorab fest. Besonderes Engagement wird mit dem
"Kamellebüggel" ausgezeichnet. Stolz wird der Preis von der Gruppe am Sonntag durch die Straßen getragen. Unterstützt werden die Schulgruppen durch den Förderverein "Kölnisches Brauchtum e.V.".
Schunkeln
Man hakt sich beim Nachbarn ein - egal, ob bekannt oder nicht - wiegt sich zum Rhythmus der Musik und singt möglichst laut mit.
Senat
Gemeinschaft der Mitglieder, die die Gesellschaft finanziell unterstützen. Sie heißen Senatoren und haben besondere Privilegien, beispielsweise Anrecht auf gute Plätze bei den Sitzungen.
Session
Nicht zu verwechseln mit Saison - beginnt am 11.11. und endet immer 40 Tage vor Ostern am Aschermittwoch. Auch die fünfte Jahreszeit oder Karnevalszeit genannt.
Stippeföttche
Wenn Rote Funken sich Rücken an Rücken aufbauen und dat Föttche - den Po - aneinanderstippen. So machten sich die Funken seit langem über das Präsentieren der Waffen bei den Preußen lustig.
Stunksitzung
"Alternativer Karneval" sagen die einen, der "wahre Karneval" meinen die anderen und viele der Traditionalisten meinen gar, der Karneval sei von einer Seuche befallen. Gisbert Brovot, Prädident des Festkomitees des Kölner Karnevals, wagte sich mit FK-Mütze in das E-Werk, der Höhle dieser abtrünnigen Löwen. Seine traditionsreichen "Freunde" befanden anschließend, dieser Mann -Brovot- sei für den Karneval nicht mehr als Präsident tragbar. Da er
ihnen zu schwer geworden war, ließen sie ihn einfach fallen.
Tollitäten
Bezeichnung für das Dreigestirn.
Tradition
Spielt in Köln und vor allem im Karneval eine große Rolle. Wichtig: Was in Köln mehr als zwei Mal stattgefunden hat, wird zur Tradition.
Traditionsgemeinschaften
Neun der Kölner Korpsgesellschaften sind vom Festkomitee zu Traditionsgemeinschaften ernannt worden - und somit die Topvereine unter den Uniformträgern.
Tünnes un Schäl
Tünnes, der bäuerlich-deftige Sproß und Schäl, der hinterhältig-listige Vertreter Kölner Männlichkeiten, verkörpern das, was hunderttausenden von Kölner von Geburt an ins Blut gelegt worden ist und noch wird: Kölsche Eigenarten, für Nichtkölner mitunter schwer verständlich, weil so manche Eigenart als Unart verstanden wird. Auf keinem Geburts- oder Taufschein sind ihre Namen zu finden. Gleichwohl noch heute in aller Munde, leben sie im Kölner Hänneschen-Theater weiter: Immer über ihre Verhältnisse, aber dennoch weit unter Niveau!
Uniform
Der "ewige" K(r)ampf in der Fastelovends-Hierachie: Die einen stehen auf die Frack-Gesellschaften (Komitee-Gesellschaften), die anderen begeistern sich für die Korps, also die Uniformierten. Zu den fünf Traditionskorps Rote Funken, Blaue Funken, Ehrengarde, Prinzengarde und Altstädter gesellen sich mit dem Reiterkorps Jan von Werth, der Nippeser Bürgerwehr (auch Appelsine-Funke genannt) und der Ehrenfelder Bürgergarde (blau-gold Garde) weitere Korps, deren Mitglieder teilweise soviel Spaß an der silber- und goldbestreßten Uniform haben, daß der ein oder andere schon einmal vergißt, daß er eigentlich das Militär parodieren und nicht imitieren soll.
Veedel
"En unserem Veedel" hieß eines der ersten Lieder der Bläck Fööss. das ist jetzt 25 Jahre her. Als "Nachwirkung" ist jedoch festzuhalten, daß das Veedels-Bewußtsein der Kölner und der Kölschen seitdem ständig gestiegen ist. Im früher verpönten "Vrings-Veedel" (Severinsviertel) geboren zu sein erhebt den Glücklichen oder die Glückliche schon fast in den kölschen Uradels-Stand. Den Reiz eines jeden Veedels kann man nicht beschreiben, man muß ihn in Nippes, am Eigelstein, op Ihrefeld, en Düx un en Braunsfeld selbst entdecken.
Veedelsvereine
Kleine Vereine, die normaler Weise nicht im Festkomitee Mitglied sind. Es gibt allerdings Ausnahmen wie den Stadtteilverein
"Löstige Innenstädter".
Wieverfastelovend
So heißt die Weiberfastnacht auf Kölsch. Der erste der sechs tollen Tage. An diesem Tag dürfen die Wiever, die Frauen, feiern - natürlich mit den Männern. Auf dem Alter Markt und den Hauptplätzen der Veedel wird der Tag morgens vom Dreigestirn eröffnet. Dann feiern die kostümierten Wiever sich und den Karneval - meist mit reichlich Kölsch und Schnaps.
Wurfmaterial
"Kamelle, Kamelle" rufen die Kölner, wenn "d´r Zog" kütt. Doch wo sie noch geworfen werden, bückt sich keiner mehr danach. Hobby-Bastler haben allerdings auch nicht vor dem Karneval halt gemacht: Umgedrehte Schirme dienen als "Auffangmaschine" für das klebrige Wurfmaterial, welches für die Kölner Straßenreinigung dann ganz besonders qualvoll, weil hartnäckig klebend ist, wenn es schneit oder regnet. Doch wehe, ein Zugteilnehmer
"vergißt" das Werfen. "Knieskopp, Knieskopp" schallt es ihm tausendfach entgegen. Als Kamelle-Ersatz akzeptieren die Kölner nur Strüüßcher, Schukelad (Höchstgewicht lt. richterlichen Rrteil: 50 g pro Tafel), Pralincher, Gummibärcher und e lecker Bützche vum Marieche oder -was die Frauen angeht- vun ´nem staatse Jung.
X für ein U vormachen
Im Kölner Karneval ist vieles möglich. Wenn ein Präsident zur vorgerückten Stunde einen Besucher im "Handstreich" befördert, den er vier Stunden zuvor schon einmal befördert hat, dann macht er ihm kein "X für ein U" vor, sondern er trägt dem Umstand Rechnung, daß entweder der Alkohol sein Gedächtnis vernebelt oder der Spendenscheck seine Sinne für "gute Taten" (natürlich nur zum Wohle der Gesellschaft) geschärft hat.
Y-Kutsch
"Gute Freunde" der Gesellschaft dürfen als "General-Postmeister" oder als "General-Quartiermeister" oder als "General-Apotheker" im vierspännigen Wagen im Rosenmontagszug mitfahren und sich ihrem Volke zeigen. Bleibt die Spende unter den Erwartungen, muß er mit der " Y-Kutsch" vorlieb nehmen. Nur zwei Rösser stehen vor der Deichsel.
Zoch
Mit dem "Aufzug" des Altstädterkorps auf Weiberfastnacht beginnt der Straßenkarneval, der "Geisterzug" am Samstag bildet die Vorhut für die "Schull- und Veedelszög" am Sonntag. Für viele Kölner der eigentliche Höhepunkt im närrischen Straßentreiben. Der "Rosenmontagszug" ist das Kölner karnevalistische Aushängeschild, das immerhin mehr als 1 Million Besuch an der Zugweg und mehr als 5 Millionen Zuschauern an die Fernsehschirm lockt. Wem das noch nicht reicht, der kann die "Dienstagszüge" in den Kölner Vierteln bewundern (oder daran teilnehmen). Wenn die am Nachmittag losziehen, gehen die Gedanken der Karnevalisten schon in die nächste Session. Denn am Dienstagmorgen, beim sogenannten "Prinzenfrühstück" (sogenannt, weil es eigentlich ein Mittagessen ist. Da aber am Freitag vor Karneval schon einmal offiziell in der Prinzenhochburg "zu Mittag gegessen" wurde, ist der Name "Prinzenessen" schon belegt) verrät der Zugleiter schon das neue Motto. Wenig später stellt eine Kölner Texterin dann ihr neues Mottolied vor. 19 davon gibt es schon, das 20. wird bald folgen! Allein in Köln gibt es an die 100 Züge. Am größten und bekanntesten ist der Rosenmontagszug, daneben gibt es noch Schull- und Veedelszöch und den
Jeisterzoch.
Zuggroschen
Auf jede Sitzungseintrittskarte wird ein Zuschlag von einer Mark (früher war es ein Groschen) erhoben, der dem Rosenmontagszug zugute kommt.
Quelle: net-lexikon.de, karnevalsbörse.de